Rafael Kubelík (*1914 - †1996)

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Rafael Kubelík wurde am 29. Juni 1914 in Bychory in der Nähe von Prag als Sohn des berühmten Geigers Jan Kubelík geboren. Das künstlerisch und intellektuell hoch inspirierenden Umfeld, in dem er aufwuchs, ermöglichte ihm die frühzeitige Entfaltung seiner außerordentlichen musikalischen Begabung. Er erhielt Violin- und Klavierunterricht und begann bereits im Alter von 14 Jahren am Prager Konservatorium zu studieren, wo er im Jahre 1933 in den Fächern Komposition, Violine und Dirigieren absolvierte. Nach mehreren Auftritten mit der Tschechischen Philharmonie übernahm er für mehrere Jahre die Leitung der mährischen Oper in Brünn.

1941 kehrte er nach Prag zurück und wurde als Nachfolger Vaclav Talichs Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs rief er das bis heute renommierte internationale Festival Prager Frühling ins Leben, emigrierte aber aufgrund der Machtergreifung der Kommunisten im Jahre 1948 nach England. Von Großbritannien aus startete Kubelík seine internationale Karriere, wo er 1949 u.a. beim Edinburgh-Festival mit dem London Philharmonia Orchestra auftrat. Nach Gastdirigaten in Lateinamerika und Auftritten mit dem Concertgebouw Orkest in Amsterdam wurde er Chefdirigent des Chicago Symphony Orchestra.

1955 kehrte er nach London zurück und übernahm für drei Spielzeiten die Leitung des Royal Opera House of Covent Garden. Parallel dazu arbeitet er mit namhaften Orchestern zusammen, beispielsweise mit den Wiener Philharmonikern, mit denen er mehrfach bei den Salzburger Festspielen auftrat. Im Jahre 1961 übernahm Kubelík als Nachfolger Euchen Jochums die Leitung des Symphonieorchesters des Bayrischen Rundfunks, die er 18 Jahre lang innehaben sollte. Selbst nach seinem offiziellen Rücktritt im Jahre 1979 blieb er dem Orchester als Gastdirigent verbunden. Dazwischen wirkte er in den Jahren 1973 und 1974 als musikalischer Leiter der Metropolitan Opera. Nach der Revolution des Jahres 1989 kehrte er in seine Heimat zurück und dirigierte mehrere Konzerte mit der Tschechischen Philharmonie, u.a. das Eröffnungskonzert des Prager Frühlings 1991.

Fünf Jahre später starb Rafael Kubelík in Luzern. Kubelík war zweimal verheiratet; aus der Ehe mit seiner ersten Frau Lala Bertlova ging ein Sohn hervor. Mehrere Jahre nach deren Tod heirate er die australische Sopranistin Elsie Morison; diese zweite Ehe blieb kinderlos.

Zeit seines Lebens versuchte Kubelík durch eine oft ungewöhnliche Programmgestaltung ihm wichtige Botschaften zu vermitteln. Auf der einen Seite strebte er danach, durch regelmäßige Aufführungen tschechischer Komponisten von Martinu über Dvorak und Smetana bis Janacek deren Musik einem breiten internationalen Publikum nahe zu bringen. Gleichzeitig setzte er sich stark für die klassische Musik der Gegenwart ein und führte neben Schönberg häufig zeitgenössische Komponisten wie Hindemith, Egk, Orff, Henze oder Hartmann auf, mit dem ihm eine persönliche Freundschaft verband und dessen achte Symphonie er 1963 zur Uraufführung brachte. Außerdem dirigierte er die Uraufführung der 2. Symphonie des russischen Komponisten Alexander Tscherepnin in Chicago sowie in Wien die konzertante Uraufführung von Schönbergs Jakobsleiter.

Kubelík hinterließ eine große Zahl an Einspielungen, von denen viele internationale Beachtung erfuhren, interpretatorische Maßstäbe in den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg setzten und heute noch zu gefragten Schallplatten-Klassikern gehören. Dabei finden sich Meister der Wiener Klassik wie Haydn und Mozart ebenso wie Beethoven, Schubert, Schumann, Mendelssohn, Dvorak, Smetana, Tschaikowsky und Mussorgsky; aber wie auch bei der Programmwahl legte Kubelík immer wieder Wert auf die Einspielung zeitgenössischer Werke, wobei Bartok, Bloch, Hindemith, Schönberg und Janacek, dessen Les Fresques de Piero della Francesca Kubelík gewidmet ist und das er 1958 aufnahm, im Vordergrund standen. Während seiner Münchner Zeit hatte Kubelík einen Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon-Gesellschaft, für die er u.a. die legendäre Gesamteinspielung von Mahlers Symphonien leitete. Ein besonders aufsehenerregendes Projekt, das in der Fachpresse sehr positiv aufgenommen wurde, war die Aufnahme aller neun Beethoven-Symphonien, wobei jede von einem anderen Orchester gespielt wurde. Es sollten durch die Auswahl der Orchester nicht nur deren Stärken in einem für sie als besonders geeignet erscheinenden Werk zum Ausdruck gebracht werden, sondern auch die grenzüberschreitende Botschaft der Musik im Allgemeinen und der Beethovenschen Freiheitsvisionen im Besonderen zur Geltung kommen.

Neben dem Dirigieren widmete sich Kubelík auch zeit seines Lebens der Komposition. Er hinterließ u.a. mehrere Opern, ein Stabat mater, drei Symphonien, diverse Konzerte, Kammermusikwerke und Lieder sowie drei Requiem-Vertonungen.